Mehr als nur eine Hülle: die Wahl der richtigen Verpackung

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authorvon Markus Kling

Sie sind Schutz, Transporthilfe und Wiedererkennungsmerkmal im einem: Verpackungen erfüllen viele Funktionen auf einmal. Umso wichtiger ist es, genau die richtige Verpackungsart für ein Produkt zu wählen. Was es dabei zu beachten gilt, welche Arten und Methoden es gibt und welche Herausforderungen damit einhergehen, zeigen wir in unserem Blogbeitrag.

Wir betrachten Produktverpackungen aus logistischer Sicht: Was sind die Unterschiede zwischen Tertiär-, Sekundär- und Primärverpackungen und welche Funktionen haben diese jeweils? Dabei legen wir einen besonderen Fokus auf Verpackungsarten bei temperatur- und umweltempfindlichen Produkten.

Verpackungsarten in der Logistik


Die Verpackung eines Produkts besteht aus verschiedenen Verpackungsschichten. Gemäß EU-Richtlinie 94/62/EG unterscheidet man nach Verkaufs-, Um- und Transportverpackung.

Die Verkaufsverpackung, auch Primärverpackung genannt, enthält, lagert und schützt das Produkt. Sie umschließt den Artikel unmittelbar und hat den Zweck, diesen in optimalem Zustand zu halten. Diese Verpackung ist die kleinste Verbrauchseinheit: Sie erlaubt es erst, das Produkt stückweise zu verkaufen. Wir kennen Primärverpackungen in Form von Dosen, Tuben, Gläsern, Flaschen oder Tüten

Die zweite Verpackungsschicht ist die Sekundärverpackung, auch Umverpackung genannt. Sie umhüllt einzelne Primärverpackungen und bündelt diese. Dabei kommen Folien, Kisten oder Kartonagen zum Einsatz. Ein Beispiel: Ein Tetrapack ist eine Primärverpackung, der dazugehörige Karton, der den 6er-Pack enthält, die Sekundärverpackung

Daneben gibt es noch die Tertiärverpackung, auch Transportverpackung genannt. Sie fasst Primär- und Sekundärverpackungen zu einer größeren Ladeeinheit zusammen. Gitterboxen, Paletten, Container und modulare Kartons gehören zu den häufigsten Transportverpackungen.

So zahlreich die Verpackungsarten sind, so viele Materialien gibt es auch, aus denen diese hergestellt werden können: Verbreitet sind die Verpackungsmaterialien Pappe, Papier, Kunststoffe, Glas, Holz und Blech. Der einstige Vorreiter Kunststoff ist mittlerweile stark rückläufig, da vermehrt nach umweltfreundlicheren Alternativen gesucht wird.

Auswahl der Verpackung: entscheidende Faktoren


Eins ist klar: Mit der richtigen Verpackung können direkte Kosten wie Materialeinkauf und Abfallmanagement sowie indirekte Kosten wie Pack-Prozesse, Lagerung und Verlust durch Schäden reduziert werden. Aber was sind die Faktoren, die die Auswahl der Verpackung bestimmen?

An erster Stelle der Abwägung für eine Verpackung steht die Eigenschaft des Produkts: Aggregatzustand, Gewicht und Volumen, Zerbrechlichkeit, Verformbarkeit, Haltbarkeit und Wert bestimmen, welche Verpackung sinnvoll ist. Besondere Qualitätsansprüche an die Verpackung stellen empfindliche Produkte wie Lebensmittel, Arzneistoffe, Arzneimittel oder Gefahrgut. Auch der Produktions- und Verpackungsprozess – automatisch oder manuell – hat einen Einfluss auf die Wahl der Primär- und Sekundärverpackung.

Daneben sind Umweltauswirkungen von Verpackungsabfällen und die Recyclingmöglichkeiten oder das Wiederverwenden der Verpackung ein wichtiges Thema. Eine Reihe von Gesetzen und Vorschriften wie ISO-Normen oder Umweltgesetzte regeln darüber hinaus die Eigenschaften, die eine Verpackung erfüllen muss.

Ein anderer wesentlicher Faktor – und Herausforderung zugleich – ist die Handhabung der Ware bei Transport und Lagerung. Hier sind es gleich mehrere Aspekte, die berücksichtigt werden müssen. Ist das Produkt gut stapelbar? Wie lange darf es gelagert werden? Welche Transportmethoden werden angewendet und wie oft wird be- und entladen? Und welcher Temperatur und Luftfeuchtigkeit ist das Produkt während der gesamten Supply Chain ausgesetzt? Das alles gilt es zu bedenken.

Kühlkette: logistische Herausforderungen und Strategien


Besondere Herausforderungen entstehen, wenn empfindliche Waren transportiert werden. Das ist beispielsweise in der Lebensmittellogistik der Fall. Diese Güter stellen spezielle Anforderungen an die Transportdauer, die Rückverfolgbarkeit, das Mindesthaltbarkeitsdatum, die Hygiene, das produktgerechte Lagern sowie das Aufrechterhalten der Kühlkette. Wir wollen uns die Verpackungsarten in der aktiven und passiven Kühlung genauer ansehen.

Isolierverpackungen: aktive und passive Kühlkette


Dass empfindliche Produkte den Transport bis zum Verbraucher unversehrt überstehen, ist vor allem eine Frage der optimalen Temperatur. An dieser Stelle kommen Isolierverpackungen ins Spiel. Ob bei Lebensmitteln, medizinischen oder chemischen Produkten: Sie gewähren eine durchgängige Einhaltung der Kühlkette innerhalb der Lieferkette bzw. Wertschöpfungskette. Dabei besteht die Wahl zwischen einer passiven und aktiven Kühlung. Bei einer aktiven Kühlung werden die Waren durchgehend gekühlt, die Temperatur kontrolliert und aufgezeichnet. Fahrzeuge und Lagerräume sind hierzu mit spezieller Kühltechnik ausgestattet. Die passive Kühlung hingegen arbeitet mit konventionellen Isolierverpackungen. Die Temperatureinhaltung kann mittels Trockeneis zusätzlich unterstützt werden

Isolation: Mechanismen und Herausforderungen


Eine Herausforderung für sich ist die Wahl der geeigneten Isolationstechnik. Transporte mit passiver Kühlung können je nach Produkt, Transportdauer, Region und Jahreszeit nur vereinzelt, saisonal oder ganzjährig durchgeführt werden. Da aktiv gekühlte Transporte aber mit wesentlich höheren Kosten verbunden sind, entscheiden Transportdienstleister oft tages- und wetterabhängig, ob eine passive Kühlung tatsächlich Sinn macht.

Immer mehr kühlpflichtige Produkte preschen auf den Markt – mit ihnen steigt auch die Zahl der verwendeten Isolierverpackungen. Für die Aufrechterhaltung der Temperatur wird vermehrt auf intelligente Monitoring-Systeme gesetzt. Sensoren direkt am Packstück verraten dem Kühlkettenmanagement, ob gesetzliche Regelungen und Werte eingehalten werden. Damit wird die Kühltemperatur ständig überwacht, um bei Abweichungen schnell reagieren zu können.

Umweltfreundliche Isolierverpackungen


Gängige Isolierverpackungen bestehen oder enthalten Materialien wie Styropor. Selbstredend, dass diese nicht biologisch abbaubar und somit auch nicht umweltverträglich sind. Um das zu ändern, wird kontinuierlich an Lösungen gearbeitet, die konventionellen Methoden zu ersetzen. Hanf und Stroh sind gute Beispiele für umweltfreundliche Isolierverpackungen: Sie sind energiearm in der Herstellung und regional verfügbar. Vor allem auf dem Weg zum Endverbraucher – dem letzten Stück der Kühlkette – werden sie zunehmend verwendet. Eine beachtliche Entwicklung, insbesondere deshalb, weil es 2013 weltweit noch keine einzige umweltschonende Variante zu Styropor – und generell auch keine kunststofffreie Alternative dazu – gab.

Jedes Produkt benötigt eine individuelle Verpackung. Bei der Wahl der optimalen Verpackung gibt es jedoch einiges zu beachten. Es ist daher ratsam, verschiedene Optionen zu evaluieren – nicht nur aus Kosten-, Sicherheits- und Marketinggründen, sondern auch im Sinne der Nachhaltigkeit.

Eine Wertschöpfungskette ohne Verpackungen ist undenkbar. Umso wichtiger ist es, hier maßvoll zu agieren. Damit wir mit der Zeit gehen können, sind umweltschonende Alternativen gefragt. Wir von chaingr finden die Fortschritte großartig und sind gespannt auf mehr!

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